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Inhaltsverzeichnis des Beitrags
Brigitte Henkel
Ihre Wirtin mit Herz
Tiefgehendes Weinwissen mit Fokus auf die Mosel-Region
Einleitung
Wein ist mehr als nur ein Getränk – hinter jedem Glas steckt eine Welt von Begriffen, Regionen, Sorten und Traditionen. In dieser umfassenden Übersicht tauchen wir tief in das Weinwissen ein, das sogar über das Maß eines üblichen Weinexperten hinausgeht. Wir konzentrieren uns dabei besonders auf das deutsche Anbaugebiet Moezel, seine einzigartigen Weinlagen und Rebsorten. Ob Weißwein oder Rotwein, trockener Riesling oder edelsüßer Trockenbeerenauslese – wir beleuchten alle wichtigen Begriffe rund ums Weintrinken in strukturierter Form. Ziel ist es, fundiertes Wissen für Ihr Selbststudium bereitzustellen – von den Grundlagen der Weinarten über die Besonderheiten der Mosel-Region bis hin zu Fachbegriffen aus Keller und Verkostung.
Weinarten und Weinstile
Bevor wir ins Detail gehen, lohnt ein Blick auf die verschiedenen Weinarten und -stile. Grundsätzlich unterscheidet man nach Farbtypen und Herstellungsart:
- Weißwein – Wird meist aus hellen, weißen Rebsorten gekeltert. Die Trauben werden nach der Lese gepresst, und der klare Most vergärt ohne Schalenkontakt zu Weinmoselweingut-schedler.de. Dadurch bleiben die fruchtigen und frischen Eigenschaften der Trauben erhalten. Weißweine zeichnen sich daher durch ausgeprägte Fruchtaromen, Spritzigkeit und eine oft belebende Säure ausmoselweingut-schedler.de. Je nach Rebsorte variiert das Aromaprofil: Ein Riesling zeigt zum Beispiel filigrane Noten von Pfirsich und eine rassige Säure, während ein Weißburgunder milder und nussiger auftreten kannmoselweingut-schedler.de. Trotz ihrer Leichtigkeit können einige Weißweine (etwa aus Chardonnay oder gereifte Rieslinge) auch sehr kraftvoll und lagerfähig seinmoselweingut-schedler.de.
- Rotwein – Entsteht aus roten/blauen Trauben und erhält seine Farbe und Struktur durch die Maischegärung (Vergärung mit den Beerenschalen). Die Farbstoffe und Tannine (Gerbstoffe) in den Schalen gehen in den Wein über. Rotweine sind daher in der Regel körperreicher, haben spürbare Gerbstoffe und zeigen Aromen von dunklen Früchten, Beeren oder Gewürzen. Viele hochwertige Rotweine reifen im Holzfass, oft im Barrique (225-Liter-Eichenfass), was dem Wein zusätzliche Komplexität verleihtsilkes-weinkeller.desilkes-weinkeller.de. Barrique-Ausbau kann Aromen wie Vanille, Rauch oder Röstnoten einbringen. Durch Lagerung im Holz und längeren Hautkontakt sind Rotweine meist gerbstoffreich und können ein trockenes, leicht pelziges Mundgefühl (Adstringenz) hinterlassen – verursacht durch die Tannine, die mit der Mundschleimhaut reagierensilkes-weinkeller.desilkes-weinkeller.de. Gute Rotweine profitieren oft von etwas Sauerstoff – man dekantiert sie also vor dem Genuss, um sie atmen zu lassen und eventuelles Depot (Sediment) zu entfernen.
- Roséwein – Liegt farblich und stilistisch zwischen Weiß- und Rotwein. Rosé wird aus roten Trauben hergestellt, jedoch mit verkürzter Schalenkontaktzeit, sodass nur ein Teil der Farbstoffe in den Wein übergeht. Dadurch erhält Rosé eine hellrote bis lachsrosa Farbe. Geschmacklich vereint er die frische Leichtigkeit des Weißweins mit dezenten Aromen roter Früchte, die von den roten Rebsorten stammenmoselweingut-schedler.de. Roséweine sind meist fruchtig und mild; sie werden jung getrunken und passen gut als Sommerwein.
- Schaumwein – Als Oberbegriff umfasst er Sekt, Champagner und andere Schaumweine mit Kohlensäure. In Deutschland ist Sekt die geläufige Bezeichnung für Qualitätsschaumwein, der meist nach der méthode champenoise (Flaschengärung) oder im Tankgärverfahren hergestellt wird. Bei der traditionellen Flaschengärung wird dem Grundwein eine Fülldosage aus Hefe und Zucker zugesetzt, die eine zweite Gärung in der Flasche auslöstsilkes-weinkeller.de. Dadurch entsteht Kohlensäure, die im Wein gelöst bleibt. Nach der Gärung wird mittels Versanddosage der Restzuckergehalt eingestellt – so entstehen die Geschmacksstile brut, dry, demi-sec etc.silkes-weinkeller.de. Deutscher Winzersekt wird häufig aus Riesling oder Burgundersorten produziert und kann sehr hochwertige Qualitäten erreichen.
- Süß- und Likörweine – Hierunter fallen Dessertweine wie Beerenauslesen, Trockenbeerenauslesen, Eiswein (dazu später mehr) sowie aufgespritete Likörweine (z.B. Portwein, Sherry). Diese Weine zeichnen sich durch hohen Restzuckergehalt und oftmals höheren Alkohol aus. Sie werden meist in kleinen Mengen zum Dessert oder Käse gereicht.
Nebenbemerkung: An der Mosel – wie generell in Deutschland – dominieren Weißweine. Doch wir betrachten ohne besonderen Fokus auf Rot oder Weiß beide Kategorien gleichermaßen, um ein ganzheitliches Verständnis zu vermittelnde.wikipedia.org. Insbesondere die Mosel ist traditionell Weißweinland (über 90 % Weißweinanteil)de.wikipedia.org, doch auch Rotweine (z.B. Spätburgunder) feiern dort eine Renaissanceweinland-mosel.de.
Rebsorten: wichtige Weinsorten der Mosel
Als Weinsorten werden häufig die Rebsorten bezeichnet – also die verschiedenen Traubenarten, aus denen Wein gekeltert wird. Jede Rebsorte bringt eigene Aromen und Eigenschaften mit sich. In der Mosel-Region sind einige typische Sorten besonders wichtig:
- Riesling – Die unangefochtene Hauptrebsorte der Mosel (ca. 62 % der Rebfläche)weinland-mosel.de. Riesling wird oft als die „Königin der weißen Reben“ bezeichnet und eignet sich ideal für das kühle Moselklima und die Schiefer-Steillagenweinland-mosel.de. Er reift sehr spät und ergibt elegante, feinfruchtige Weine, in denen sich das Terroir – also Herkunftsboden und Klima – stark widerspiegeltweinland-mosel.de. Mosel-Rieslinge duften oft nach Apfel, Zitrusfrüchten oder Pfirsich und besitzen eine präsente Säure. Sie sind äußerst vielseitig: vom knochentrockenen, mineralischen Großen Gewächs bis zum edelsüßen Eiswein deckt Riesling alle Süßegrade und Qualitätsstufen abweinland-mosel.de. Typisch für Mosel-Rieslinge ist zudem der moderate Alkoholgehalt (oft nur 7–11 % bei Prädikatsweinen) in Kombination mit intensiver Aromatikweinland-mosel.de. Dank ihrer Säure und Extraktsüße sind fruchtsüße Rieslinge hervorragende Begleiter zu würzigen Speisen und scharfer asiatischer Kücheweinland-mosel.de, während edelsüße Auslesen ideal mit Blauschimmelkäse oder Desserts harmonieren. Gereifte edelsüße Mosel-Rieslinge gelten gar als klassischer Partner zu Gänseleber oder Wildpastetenweinland-mosel.de.
- Müller-Thurgau (auch Rivaner genannt) – Mit rund 8–9 % Anteil die zweitwichtigste weiße Rebe der Moselweinland-mosel.de. Es handelt sich um eine deutsche Kreuzung (Riesling × Madeleine Royale). Müller-Thurgau-Weine haben mildere Säure und ein leicht muskatiges Bukettweinland-mosel.de. Trocken oder halbtrocken ausgebaut (häufig dann als Rivaner etikettiert) ergeben sie unkompliziert-fruchtige Weine, die gekühlt als Sommerwein beliebt sindweinland-mosel.de.
- Elbling – Eine Mosel-Spezialität mit ca. 5 % Flächenanteilweinland-mosel.deweinland-mosel.de. Elbling ist eine sehr alte weiße Rebsorte (wahrscheinlich schon von den Römern angebaut) und heute fast nur noch in der Obermosel verbreitetweinfreunde.deweinland-mosel.de. Sie ergibt schlanke, spritzige Weine mit knackiger Säure – ideale Begleiter zu Fisch, Meeresfrüchten oder einer herzhaften Winzervesperweinland-mosel.de. Eine Kuriosität: An Elbling-Rebstöcken können durch Mutation sowohl weiße als auch rote Beeren wachsen. Der rote Elbling wird manchmal separat gelesen und zu roséfarbenem Wein oder Sekt verarbeitet, zählt weinrechtlich aber trotzdem als Weißweinweinland-mosel.de. Ein großer Teil der Elbling-Ernte wird traditionell für Sektgrundwein verwendet, da die hohe Säure sich dafür gut eignet.
- Weißer Burgunder (Pinot Blanc, Weißburgunder) – Etwa 4–5 % der Mosel-Rebflächeweinland-mosel.deweinland-mosel.de. Diese weiße Mutation des Spätburgunders liefert geschmeidige, elegante Weine mit milder Säure. Weißburgunder von der Mosel kann sowohl leicht & sommerlich als auch kräftiger und im Holzfass gereift ausgebaut seinweinland-mosel.de. Er passt gut zu Speisen wie Spargel, Geflügel oder Kalbschnitzelweinland-mosel.de. In den letzten 20 Jahren hat sich Weißburgunder an Mosel, Saar und Ruwer stark etabliert und genießt steigende Beliebtheitweinland-mosel.de. Verwandte Sorten wie Grauburgunder (Pinot Gris) und Auxerrois sind ebenfalls in kleineren Mengen vertreten und erfahren wachsende Nachfrageweinland-mosel.de.
- Blauer Spätburgunder (Pinot Noir) – Wichtigste Rotweinsorte der Mosel mit ca. 5 % Anteilweinland-mosel.de. Spätburgunder gilt als eine der edelsten Rotweinreben der Welt und ergibt fruchtige, komplexe Rotweine. In der Moselregion wurde die alte Rotweintradition ab den späten 1980ern wiederbelebtweinland-mosel.de. Insbesondere auf den Kalkböden der Obermosel und in geeigneten Schieferlagen wachsen heute bemerkenswerte Spätburgunder, die teilweise im Barrique ausgebaut werdenweinland-mosel.de. Sie zeigen Aromen von Kirsche, Beeren und Gewürzen und begleiten hervorragend kräftige Speisen wie Rind oder Wildweinland-mosel.de. Aufgrund der geringen Mengen sind Mosel-Spätburgunder oft gesuchte Raritäten.
- Dornfelder – Mit knapp 3 % eine weitere Rotweinsorte an der Moselweinland-mosel.de. Dornfelder ist eine relativ junge deutsche Neuzüchtung, die tiefdunkle, farbintensive Rotweine mit weichem Tannin liefert. Er bringt kräftige, dunkelfruchtige Weine hervor, die z.B. zu Braten oder auch zur Pizza passenweinland-mosel.de. Dornfelder wird häufig im Ausbau im Edelstahl oder großen Holzfass angeboten und ist als unkomplizierter Rotwein für den Alltagsgenuss beliebt.
- Weitere Rebsorten – Etwa 11 % der Fläche entfallen auf zahlreiche andere Sortenweinland-mosel.de. Dazu zählen unter den Weißen z.B. Grauburgunder, Chardonnay (in kleinen Mengen zunehmend auch an der Mosel angebautmoselweingut-schedler.de), Kerner, Bacchus und Sauvignon Blanc, sowie aromatische Sorten wie Gewürztraminer. Bei den roten Ergänzungssorten finden sich u.a. Frühburgunder (eine frühe Mutation des Pinot Noir), Regent, Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah oder Blaufränkisch, meist in sehr geringen Pflanzungenweinland-mosel.de. Ein aktueller Trend sind PIWI-Rebsorten (pilzwiderstandsfähige Neuzüchtungen) wie Souvignier Gris, Cabernet Blanc oder Muscaris, die heute ca. 3 % der deutschen Rebfläche ausmachendeutscheweine.deweinland-mosel.de – auch an der Mosel werden sie vermehrt testweise angebaut, um den Pflanzenschutzmittel-Einsatz zu reduzieren.
Mosel-Tipp: Die Bereiche Saar und Ruwertal sind beinahe reine Riesling-Gebiete – hier liegt der Riesling-Anteil bei über 80 %weinland-mosel.de. An der Obermosel hingegen (Nähe Luxemburg) dominiert wegen der anderen Bodenart traditionell der Elbling sowie weiße Burgundersortende.wikipedia.org. Diese regionale Sortenfokussierung ist eng mit Klima und Böden verknüpft, wie wir im nächsten Abschnitt sehen werden.
Reife Riesling-Trauben an der Mosel. Riesling ist mit Abstand die wichtigste Rebsorte der Mosel (rund 5.300 ha). Die spätreifende Sorte bringt hier mineralische, fruchtige und langlebige Weißweine hervorweinland-mosel.de. Die steilen Schieferhänge und das kühle Klima der Mosel bieten perfekte Bedingungen, damit Riesling seine volle Finesse entfalten kann.
Die Weinregion Mosel: Terroir, Lagen und Besonderheiten
Die Moezel ist nicht nur eines der ältesten Weinbaugebiete Deutschlands, sondern auch eines der charakteristischsten. Ihre Weine verdanken ihren besonderen Charakter einer Kombination aus Klima, Boden und Topografie – dem, was die Franzosen Terroir nennen. Hier die wichtigsten Besonderheiten der Mosel-Region:
- Lage und Klima: Das Anbaugebiet Mosel erstreckt sich entlang der gewundenen Mosel und ihrer Nebenflüsse Saar und Ruwer von der französischen Grenze bis zum Rhein bei Koblenzde.wikipedia.org. Bis 2006 hieß es offiziell Mosel-Saar-Ruwer, heute einfach Moezelde.wikipedia.org. Das Klima ist kühl-gemäßigt mit langen Vegetationsperioden. Die steilen Flusshänge wirken wie Wärmespeicher: Der Schieferfels und die Mosel selbst speichern tagsüber Wärme und geben sie nachts ab, sodass die Trauben eine lange Reifezeit haben. Diese lange Hangzeit ermöglicht es den Trauben, volle Aromatik auszubilden, während die Säure erhalten bleibtweinland-mosel.de. Deshalb sind Moselweine oft filigran, mineralisch und von lebendiger Säure, aber dennoch reif im Aroma, bei moderatem Alkoholgehalt (oft 8–12 %)weinland-mosel.de. Spätherbstliche Sonnentage und kühle Nächte prägen besonders den Riesling und führen zu seiner unvergleichlichen Feinfruchtigkeit.
- Steillagen-Weinbau: Die Mosel ist berühmt für ihre Steillagen – Weinberge an extrem steilen Hängen. Tatsächlich ist die Region das größte Steillagen-Weinbaugebiet der Weltde.wikipedia.org. Weinhänge mit 30°, 50° oder sogar über 60° Neigung prägen das Landschaftsbild. Einer der steilsten Weinberge weltweit ist der Bremmer Calmont mit etwa 65° Hangneigungde.wikipedia.org. In solchen Lagen ist maschinelle Bewirtschaftung fast unmöglich; die Arbeit erfolgt in Handarbeit, unterstützt teils durch Monorack-Zahnradbahnen für den Traubentransportde.wikipedia.org. Die Mühsal lohnt sich, denn auf den sonnenverwöhnten, schieferigen Steilhängen reifen Trauben von höchster Qualität. Steillagen-Weine sind oft besonders mineralisch und komplex, da die Reben tief wurzeln und Nährstoffe aus dem kargen Fels ziehen müssen. Außerdem fördert die Neigung den Wasserabfluss und die Durchlüftung der Reben, was Krankheiten reduziert. Allerdings sind die Erträge gering – ein weiteres Qualitätsmerkmal. Kein Wunder, dass manche Mosel-Steillage legendär ist und entsprechend hohe Preise für ihre Weine erzielen kann.
Steillagenweinbau in Zell (Mosel). Deutlich erkennbar sind die steilen Terrassenhänge direkt am Flussufer. Die Lage „Zeller Schwarze Katz“ (Namensschriftzug am Hang) ist ein bekanntes Weinbergsterrain bei Zell. Die Kombination aus steilem Südhang und der Reflexion der Mosel ermöglicht hier die Reife erstklassiger Traubende.wikipedia.orgde.wikipedia.org.
- Böden und Terroir: Die Mosel teilt sich geologisch in zwei Hauptzonen: Schieferböden und Kalkböden. Im mittleren und unteren Moseltal (Bereiche Bernkastel, Terrassenmosel, Saar, Ruwer) dominiert Devon-Schiefergestein – blau-grauer Schieferboden, der tagsüber Wärme speichert und den Reben nachts abgibtde.wikipedia.org. Schiefer bringt häufig filigrane, mineralische Weine hervor, insbesondere beim Riesling, der hier feine Schiefernoten (manchmal als „Feuerstein“ oder „Rauch“ in der Nase) ausbilden kann. In der Obermosel (Raum Trier bis zur luxemburgischen Grenze, Bereich Moseltor) hingegen findet sich Muschelkalk– und Keuperboden, ein kalkhaltiger Terroirtypde.wikipedia.org. Auf diesen Kalk- und Mergelböden fühlen sich Burgundersorten und Elbling besonders wohl – sie ergeben hier etwas fülligere, cremigere Weine (der Begriff Burgundermosel weist darauf hin)de.wikipedia.orgde.wikipedia.org. Eine Übersicht zeigt den Zusammenhang von Boden und Rebsorte: Muschelkalk in der Obermosel begünstigt z.B. Elbling, Auxerrois und Weißburgunder, während der Devon-Schiefer in Mittelmosel, Saar und Ruwer nahezu prädestiniert für Riesling istde.wikipedia.org. An der Untermosel (Cochemer Bereich) findet man neben Schiefer auch grauwackige und tonige Schieferböden; hier wachsen sowohl Riesling als auch Müller-Thurgau und Weißburgunder gutde.wikipedia.org.
- Bereiche und Weinorte: Administrativ ist die Mosel in 6 Bereiche untergliederthermeswein.de – von Nord nach Süd: Burg Cochem (auch Terrassenmosel genannt), Bernkastel (Mittelmosel), Saar, Ruwer, Obermosel und Moseltor. Jeder Bereich umfasst wiederum mehrere Großlagen und Einzellagen. Die bekanntesten Weinorte der Mosel finden sich entlang der Mittelmosel: etwa Bernkastel-Kues (mit der legendären Lage Bernkasteler Doctor), Zell (Zeller Schwarze Katz), Piesport (Goldtröpfchen), Ürzig (Ürziger Würzgarten), Erden (Erdener Prälat), Trittenheim (Apotheke), Wehlen (Wehlener Sonnenuhr) u.v.m. Diese Orts- und Lagenamen liest man auf den Weinetiketten und sie stehen für teils jahrhundertealte Weinberge mit spezifischem Mikroklima und Ruf. So gilt der Bernkasteler Doctor seit jeher als einer der teuersten Weinberge Deutschlandsde.wikipedia.org – der Boden dort (verwitterter Schiefer) soll besonders hochwertige Rieslinge hervorbringen. Generell sind die Einzellagen an der Mosel oft sehr klein parzelliert (manchmal nur wenige Hektar) und haben klangvolle Namen, die nicht selten auf frühere Besitzer, Besonderheiten oder örtliche Überlieferungen zurückgehen (z.B. Sonnenuhr, Treppchen, Himmelreich, Dompropst etc.). Für Weinliebhaber lohnt es sich, diese Namen und ihre Charakteristiken kennenzulernen, da ein Wein aus einer Spitzenlage häufig ein ganz eigenes Profil aufweist.
- Weinlagen und gesetzliche Einteilung: Der Begriff Weinlage bezeichnet generell den geographischen Herkunftsort der Trauben eines Weinshermeswein.de. In Deutschland ist die Verwendung von Lagennamen gesetzlich geregelt; es gibt ein hierarchisches System: Anbaugebiet > Bereich > Großlage > Einzellagehermeswein.de. Die Mosel ist eines der 13 deutschen Anbaugebiete für Qualitätsweinhermeswein.de. Sie umfasst ca. 8.700 ha Rebflächede.wikipedia.org und – laut Weinrecht – rund 500 Einzellagen, gruppiert in 18 Großlagen und 6 Bereichehermeswein.de. Eine Einzellage ist der konkret benannte Weinberg (kleinste Einheit, min. 5 ha groß)hermeswein.de, z.B. Wehlener Sonnenuhr. Mehrere Einzellagen eines Gebiets können zu einer Großlage zusammengefasst sein, deren Name oft auf dem Etikett weniger prominent erscheint. Ein Beispiel: In Trittenheim an der Mittelmosel gehören die vier Einzellagen Apotheke, Altärchen, Leiterchen und Felsenkopf zur Großlage Michelsberg im Bereich Bernkastelhermeswein.dehermeswein.de. Auf dem Weinetikett wird meist die Einzellage zusammen mit dem Ort genannt, etwa „Trittenheimer Apotheke“, was dem Kenner genaue Herkunftsangaben gibthermeswein.de. Dieses System hilft, die Herkunft und Qualität eines deutschen Weins einzuordnen: Weine aus renommierten Einzellagen genießen bei Kennern besonderes Ansehen.
- Quantität vs. Qualität: Obwohl die Mosel für feine Rieslinge steht, werden beachtliche Mengen produziert – 2021 z.B. rund 719.000 hl Weinde.wikipedia.orgde.wikipedia.org. Ein großer Teil davon sind einfache Qualitätsweine für den Massenmarkt (viele Literweine im günstigen Preissegment). Zugleich erzielen Spitzenweine aus den besten Lagen und edelsüße Raritäten hohe Preise – bei Auktionen können Mosel-Prädikatsweine mehrere hundert Euro pro Flasche erreichende.wikipedia.org. Interessant: Über die Hälfte der Moselweine werden mit merklichem Restzucker ausgebaut – 2021 waren ca. 60 % der geprüften Moselweine lieblich oder süß, nur rund 26 % trockende.wikipedia.org. Das unterstreicht den Ruf der Mosel als Herkunft großartiger fruchtsüßer Weine. Allerdings wächst auch die Zahl erstklassiger trockener Rieslinge von der Mosel, insbesondere dank engagierter Winzer und Vereinigungen wie dem VDP.
- VDP und Klassifikation: Neben dem staatlichen Lagen-System hat der Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) ein eigenes Klassifikationsmodell eingeführt, um herausragende Weinberge hervorzuheben. So werden die besten Einzellagen als VDP.Grosse Lage ausgewiesen (vergleichbar Grand Cru), gefolgt von VDP.Erste Lage (Premier Cru) für sehr gute Lagen. Trocken ausgebaute Weine aus Großen Lagen tragen die Bezeichnung VDP.Großes Gewächs (GG). In der Mosel-Region kennzeichnete man VDP-Erste-Lage-Weine zeitweise mit einem ins Glas geprägten „1 L“-Zeichen auf der Flaschede.wikipedia.org. Die historischen Preußischen Lagenkarten von 1868 und 1897, die Weinberge in drei Güteklassen einteilten, dienten dem VDP als Grundlage: trockene Weine aus einer ehemaligen 1. Klasse-Lage dürfen heute als Großes Gewächs vermarktet werdende.wikipedia.org. Für Weintrinker bedeutet das: Siegel wie „VDP.Grosse Lage“ oder „GG“ auf dem Etikett weisen auf absolute Spitzenweine hin, die höchsten Herkunfts- und Qualitätsansprüchen genügen.
Zusammengefasst bietet die Mosel dem Weinfreund ein einzigartiges Zusammenspiel von Landschaft und Geschmack: Steile Schieferhänge liefern feinste Rieslinge mit unvergleichlicher Mineralität, während in den Kalkzonen eigenständige Sekte und Burgunderweine entstehen. Die traditionellen Lagennamen auf den Etiketten erzählen Geschichten – wer sich näher mit ihnen beschäftigt, lernt schnell, die Vielfalt der Moselweine noch besser zu schätzen.
Deutsches Weinrecht: Qualitätsstufen und Geschmacksangaben
Für ein fundiertes Weinwissen – gerade beim Einkauf und Verkosten – ist es wichtig, die Qualitäts- und Prädikatsstufen sowie die Geschmacksangaben auf deutschen Weinetiketten zu verstehen. Deutschland hat ein weingesetzlich geregeltes System, das Wein nach Herkunft und Mostgewicht einstuft, sowie Begriffe, die den Süßegrad angeben.
Qualitätsstufen und Prädikate
Deutsche Weine mit geschützter Ursprungsbezeichnung (ggU) – wie Moezel – werden grob in Qualitätswein und Prädikatswein unterteiltweinland-mosel.de. Qualitätswein (früher QbA, Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete) muss aus einem einzigen Anbaugebiet stammen und eine amtliche Prüfung bestehenwein-konzept.dewein-konzept.de. Prädikatswein ist die höchste Kategorie; hier darf der Most nicht angereichert werden (keine Chaptalisation) und es gelten höhere Reifeanforderungenwein-konzept.dewein-konzept.de. Prädikatsweine tragen eines der Prädikate, die ihren Reifegrad bzw. Zuckergehalt der Trauben zum Lesezeitpunkt ausdrücken. Die sechs Prädikatsstufen – von niedrigstem Mostgewicht bis höchstem – sind:
- Kabinett – Leichte, delikate Weine aus reifen, aber vergleichsweise früh gelesenen Traubenweinland-mosel.de. Kabinettweine sind oft schlank (häufig 7–11 % Alc), haben eine frische Säure und viel Finesseweinland-mosel.de. Das Mindest-Mostgewicht liegt je nach Region um 70° Oechslewein-konzept.de. Typisch sind feinfruchtige, eher filigrane Weine – ideal als Aperitif oder zu leichten Speisen.
- Spätlese – Wörtlich „späte Lese“: Weine aus hochreifen Trauben, die später geerntet werdenweinland-mosel.de. Spätlesen zeigen vollere Aromen und mehr Körper als Kabinette. Sie können trocken ausgebaut sein, aber auch restsüß, was häufig der Fall ist – etwa fruchtige Riesling Spätlesen mit etwas Restsüße und moderatem Alkohol. Mindest-Mostgewichte liegen höher (um 80–90° Oechsle)wein-konzept.de. Eine Spätlese vereint oft intensive Frucht mit eleganter Säure; sie passt gut zu kräftig gewürzten Gerichten, kann aber auch solo genossen werden.
- Auslese – Aus ausgelesenen vollreifen Beeren gekeltertweinland-mosel.de. Hier werden bei der Lese unreife oder fehlerhafte Trauben ausgelesen, nur die besten kommen in den Weinwein-konzept.de. Auslesen besitzen konzentrierte Aromen, können edelsüß sein oder in selteneren Fällen auch trocken ausgebaut (dann sehr kräftig, hochalkoholisch). Das Mostgewicht liegt nochmals höher (ca. 95° Oechsle und mehr)de.wikipedia.org. Fruchtsüße Riesling Auslesen gehören mit ihren honig-süßen Fruchtaromen und lebendiger Säure zu den großen Spezialitäten der Mosel. Sie harmonieren hervorragend mit edlen Desserts oder kräftigem Käse.
- Beerenauslese (BA) – Eine edelsüße Rarität aus überreifen, edelfaulen Beeren. Botrytis cinerea, die Edelfäule, befällt im Herbst manche Trauben und lässt sie rosinenartig einschrumpfen, wodurch Zucker und Extrakt konzentriert werdenweinland-mosel.de. Nur diese hochkonzentrierten Beeren werden selektiv gelesen – eine mühsame Handarbeit. BAs haben sehr hohe Mostgewichte (mind. ~125° Oechsle)de.wikipedia.org und ergeben dessertweinhafte Tropfen mit üppiger Süße, Aromen von Trockenfrüchten, Honig und exotischen Früchten. Sie sind langlebig und eignen sich als Meditationsweine oder Begleiter zu Blauschimmelkäse und Desserts.
- Trockenbeerenauslese (TBA) – Die Spitze der Prädikate, nochmals rarer und süßer als BA. Hier werden trocken eingetrocknete, nahezu rosinenhafte Beeren mit Edelfäule gelesenwein-konzept.de. Mostgewichte von 150° Oechsle und mehr sind üblichde.wikipedia.org, was zu wahrhaft sirupartigen Weinen führt. TBAs sind extrem süß und aromatisch (Konzentration pur) und zählen zu den langlebigsten Weinen überhaupt – sie können Jahrzehnte bis Jahrhunderte reifen. Eine 0,375l-Flasche TBA ist oft kostspielig und eine vinophile Kostbarkeit.
- Eiswein – Ebenfalls sehr süß und konzentriert, aber die Konzentration erfolgt durch Gefrieren der Beeren am Rebstock. Für Eiswein lässt man gesunde Trauben bis in den Winter hängen, in der Hoffnung auf Frost von mind. -7 °C. Werden die Trauben gefroren gelesen und gekeltert, bleibt das Wasser als Eis zurück und nur das hochkonzentrierte Mostkonzentrat läuft ausweinland-mosel.de. Das ergibt einen Wein mit ähnlich hohem Mostgewicht wie BA (mind. 110° Oe)wein-konzept.de, aber einer oft rassigeren Säure, da keine Botrytis im Spiel ist. Eisweine zeigen kristallklare Fruchtaromen und intensive Süße – echte Naturedelweine, die nur in geeigneten Wintern entstehen.
Mostgewicht und Oechsle: All diese Prädikate basieren auf dem natürlichen Zuckergehalt der Trauben, gemessen in Grad Oechsle (°Oe). Diese deutsche Einheit (erfunden von Ferdinand Oechsle) gibt an, wie viel schwerer der Traubenmost im Vergleich zu Wasser ist – was im Wesentlichen dem gelösten Zuckergehalt entsprichtsilkes-weinkeller.desilkes-weinkeller.de. Je reifer und zuckerreicher die Trauben, desto höher das Mostgewicht und desto höher die mögliche Prädikatsstufewein-konzept.dewein-konzept.de. Zum Beispiel beginnt die Prädikatsweinstufe Kabinett an der Mosel bei rund 73° Oechsle, Spätlese bei ca. 85°, Auslese um 95° etc.de.wikipedia.org. Wichtig: Das Prädikat sagt nichts darüber aus, ob der Wein trocken oder süß ist – es handelt sich um eine Reife- und Güteangabe, keine Geschmacksangabe. So gibt es z.B. trockene Spätlesen (häufig als „Spätlese trocken“ deklariert), während Kabinette oft leicht restsüß ausgebaut sind. Prädikatsweine dürfen nicht chaptalisiert werden, d.h. es wird kein Zucker hinzugefügtwein-konzept.de – sie beziehen ihren Alkohol ausschließlich aus natürlichem Fruchtzucker. Die höhere Süße und Extraktfülle der Prädikate machen sie jedoch prädestiniert für restsüße Ausbaumethoden, die eine lange Haltbarkeit gewährleisten.
Geschmacksrichtungen: trocken, halbtrocken, feinherb & Co.
Neben der Qualitätsstufe ist für Weintrinker entscheidend, wie trocken oder süß ein Wein ist. Hier helfen die Geschmacksbezeichnungen auf dem Etikett:
- Trocken: Ein Wein gilt in Deutschland als trocken, wenn er maximal 4 Gramm Restzucker pro Liter enthält (bzw. bis 9 g/L, wenn der Säuregehalt nur um max. 2 g niedriger liegt als der Zucker)weinfreunde.de. Trocken bedeutet sensorisch, dass keine wahrnehmbare Restsüße vorhanden ist – der Wein wirkt vollkommen durchgegoren. Die Mehrheit der Qualitätsweine trockenert man heute aus, insbesondere Rotweine und viele Weißweine im gehobenen Segment.
- Halbtrocken: Halbtrockene Weine haben etwas spürbare Restsüße, dürfen aber laut Gesetz nur 10–18 g/L Restzucker aufweisen (genauer: bis 12 g/L, in manchen Fällen bis 18 g/L abhängig von der Säure)weinfreunde.de. Halbtrocken entspricht dem englischen off-dry oder feinherb im weiteren Sinne. Diese Weine zeigen eine leichte, abrundende Süße, wirken aber nicht eindeutig süß. Viele klassische Mosel-Rieslinge der Kabinett- oder Spätleseklasse wurden früher halbtrocken ausgebaut – sie galten als gute Begleiter zu moderat würzigen Gerichten.
- Lieblich: Diese Stufe bezeichnet deutlich süß schmeckende Weine mit 18 bis 45 g/L Zucker. In der Praxis werden solche Weine oft einfach als „süß“ empfunden. Beispielsweise entspricht das Prädikat Auslese, wenn nicht anders angegeben, häufig einem lieblichen Geschmack (sofern nicht höher, edelsüß). Liebliche Weine passen gut zu Desserts oder als Solowein für Liebhaber ausgeprägter Süße.
- Süß bzw. edelsüß: Weine mit über 45 g/L Restzucker gelten als süß. Beerenauslesen, Trockenbeerenauslesen und Eisweine fallen in diese Kategorie – man spricht hier auch von edelsüß, da diese hohen Süßegrade meist durch edelfaule oder gefrorene Trauben erreicht werden. Edelsüße Weine sind Dessertweine, oft kunstvoll balanciert durch hohe Säure, und werden in kleinen Gläsern genossen.
- Feinherb: Dieser Begriff ist nicht weingesetzlich definiert und doch sehr verbreitet – besonders an der Mosel. Feinherb wurde ursprünglich von Mosel-Winzern eingeführt, um dem etwas angestaubten oder negativ belegten Begriff „halbtrocken“ zu entgehenweinfreunde.de. Heute findet man feinherb auf Weinetiketten in fast allen deutschen Anbaugebietenweinfreunde.de. Im Grunde steht feinherb für einen Wein mit merklicher, aber harmonisch eingebundener Restsüße, oft knapp über der Trockengrenze. Meist liegen feinherbe Weine geschmacklich im Bereich eines klassischen Halbtrockenenweinfreunde.de – z.B. ein Riesling mit 12–20 g/L Restzucker, gepuffert durch entsprechende Säure, der weder knochentrocken noch deutlich lieblich wirkt. Juristisch darf ein feinherber Wein auch mehr Zucker haben, solange die Bezeichnung nicht irreführtweinfreunde.de, aber die meisten Winzer nutzen den Begriff für Weine zwischen trocken und halbtrocken. Merke: Feinherb = angenehm milde Restsüße, nie ganz trocken, aber auch nicht pappsüß – oft genau der richtige Begleiter zu asiatischer Küche oder als Terrassenwein.
- Classic / Selection: Noch zwei Begriffe aus der deutschen Weinszene: Classic steht für eine trocken ausgebaute regionale Rebsorte mit mind. 12 % Alc., Selection (heute selten) für hochwertige trockene Weine aus ertragsbegrenztem Anbau. Diese Begriffe sind jedoch eher marketinggetrieben und für das Verständnis nicht essenziell, weshalb wir sie hier nur am Rande erwähnen.
Abgesehen von den genannten gibt es auf Etiketten oft spezifische Hinweise: etwa “fruchtsüß” (oft für liebliche Kabinett/Spätlese), “edelsüß” (für BA/TBA/Eiswein), oder Angaben wie “trocken (geschwefelt)” etc., die aber den oben erläuterten Kategorien entsprechen. Wichtig ist, die Kombination aus Prädikat und Geschmacksrichtung zu lesen: Ein „Riesling Spätlese feinherb“ von der Mosel etwa deutet auf einen mittelsüßen Wein aus spätgelesenen Rieslingtrauben hin – typischerweise ein leichtfüßiger Wein mit feinem Süß-Säure-Spiel.
Zusammengefasst: Das deutsche System mag komplex wirken, aber es bietet dem Weingenießer sehr präzise Infos über einen Wein. Kennt man die Lage (Ort und Weinberg), die Qualitätsstufe/Prädikat und die Geschmacksrichtung, kann man den Wein schon recht gut einschätzen, bevor man ihn probiert. Und gerade in der Moselregion lohnt ein genauer Blick aufs Etikett, da hier von knochentrockenen Qualitätsweinen bis zu honigsüßen Trockenbeerenauslesen alle Stilrichtungen gekeltert werden – oft aus derselben Rebsorte, dem Riesling.
Weinsensorik und Verkostung: Wie man Wein genießt und beschreibt
Kenntnisse über Herstellung, Region und Etikett sind die eine Seite – das tatsächliche Verkosten und Genießen von Wein die andere. Ein wahrer Weinexperte (oder der, der es werden will) sollte die wichtigsten sensorischen Begriffe und Techniken beherrschen, um Weine beurteilen und beschreiben zu können. Im Folgenden betrachten wir die Weinsprache und einige Genuss-Tipps:
Auge – Geruch – Geschmack: Sensorische Begriffe
Farbe und Klarheit: Schon beim Einschenken liefert die Farbe Hinweise: ein blasses Zitronengelb kann auf einen leichten jungen Weißwein deuten, ein tiefes Goldgelb auf Reife oder Holzausbau; ein violettschimmerndes Rot signalisiert Jugend beim Rotwein, Ziegelrot dagegen Reife. Die Klarheit des Weins (brillant, leuchtend, oder trüb) kann auf Filtration und Qualität schließen – hochwertige Weine sind meist klar und glänzend. Beim Schwenken bilden sich am Glasrand sogenannte Kirchenfenster oder Tränen: das sind Schlieren, die zurückbleiben. Sie entstehen, weil Alkohol schneller verdunstet als Wasser und so die Oberflächenspannung ändertsilkes-weinkeller.de. Dicke, langsame „Fenster“ deuten auf einen extraktreichen bzw. alkoholstarken Wein hinsilkes-weinkeller.desilkes-weinkeller.de. Allerdings sollte man das nicht überbewerten – es ist ein optisches Indiz, mehr nicht.
Bukett (Bouquet): Der Duft des Weins – im Glas erschnuppert – wird als Bukett oder Bouquet bezeichnetsilkes-weinkeller.de. Ein geübter Genießer nimmt daran verschiedenste Aromen wahr: von Fruchtaromen (z.B. Zitrus, Apfel, Beeren) über Blüten-, Kräuter- und Gewürznoten bis hin zu Vanille, Rauch, erdigen Nuancen etc. Diese stammen entweder direkt aus der Traube (Primäraromen wie Früchte, Blumen), entstehen durch die Gärung (Sekundäraromen wie Hefegebäck, Butter bei malolaktischer Gärung, etc.) oder durch Reifung im Fass/Flasche (Tertiäraromen wie Honig, Nuss, Petrolton bei gereiftem Riesling). Das Riechen am Wein ist essentiell, denn unser Geschmackssinn wird maßgeblich von der Nase beeinflusst. Experten nutzen oft Begriffe wie ausdrucksstarkes Bukett, duftig-blumig, würzig, mineralisch etc., um das Aromaprofil zu umschreiben. Beispielsweise kann ein Mosel-Riesling ein Bukett von grünem Apfel, Zitrus und Schiefer haben, während ein Spätburgunder ein Bouquet von roten Beeren, Veilchen und zartem Holzton verströmt. Durch Schwenken des Glases (was den Wein mit Sauerstoff vermischt) entfaltet sich das Bouquet stärker – daher sieht man Weinkenner häufig das Glas kreisen lassen.
Geschmack und Mundgefühl: Nimmt man einen Schluck, spielen verschiedene Komponenten zusammen:
- Süße und Säure: Unsere Zunge nimmt zuerst die Balance von Süße und Säure wahr. Ein Wein ohne spürbare Süße (trocken) kann sich dennoch fruchtig schmecken, wenn die Fruchtaromen suggerieren „süßliche“ Noten (z.B. reife Mango). Die Säure ist das Rückgrat vor allem beim Weißwein: sie verleiht Frische, Struktur und sorgt dafür, dass ein Wein lebendig wirkt. Moselweine – insbesondere Rieslinge – sind bekannt für ihre knackige, animierende Säure, die selbst süße Spätlesen niemals klebrig wirken lässt. Ein Wein ohne ausreichende Säure schmeckt schlaff; ein Wein mit zu viel Säure kann spitz oder unrund wirken. Gute Weine haben hier Harmonie – etwa eine Auslese, deren hohe Süße von entsprechender Säure ins Gleichgewicht gebracht wird. Übrigens: Malolaktische Gärung (biologischer Säureabbau) ist ein Kellerprozess, bei dem aggressive Apfelsäure in mildere Milchsäure umgewandelt wird – dies führt zu weicheren, cremigeren Weinensilkes-weinkeller.de (bei fast allen Rotweinen sowie vielen Chardonnay/Weißburgunder üblich, bei Riesling jedoch selten angewandt, um die typische Säure zu erhalten).
- Tannin und Adstringenz: Bei Rotweinen spielt der Tanningehalt eine große Rolle. Tannine sind Gerbstoffe aus den Beerenschalen, Kernen und Stielen, die während der Gärung in den Wein gelangensilkes-weinkeller.de. Sie erzeugen das raue, pelzige Gefühl auf Zunge und Gaumen – die Adstringenzsilkes-weinkeller.de. Junge Rotweine hoher Qualität haben oft kräftige Tannine (denken Sie an einen jungen Bordeaux), die mit Lagerung milder werden. Tannine wirken auch konservierend und tragen zum Alterungspotential bei. In der Beschreibung spricht man von samtigen, reifen Tanninen (angenehm weich) oder von grünlichen, ruppigen Tanninen (noch unentwickelt). Weißweine enthalten kaum Tannine (da ohne Schalen vergoren), außer sie reiften im Holzfass mit längerem Hefelager, was minimal Gerbstoffe einbringen kann. Bei Verkostungen wird Adstringenz manchmal fälschlich mit „Trockenheit“ gleichgesetzt – korrekt beschreibt trocken jedoch den fehlenden Zucker, nicht das pelzige Gefühl. Ein hoch-tanninhaltiger Rotwein kann also trocken schmecken und den Mund doch völlig austrocknen lassen.
- Körper und Extrakt: Wenn Weinprofis vom Körper eines Weins sprechen, meinen sie das Mundgefühl und Gewicht des Weins am Gaumen – ist er leicht, mittel oder voll? Dieses Gefühl wird vom Extraktgehalt bestimmt, also allen gelösten Substanzen außer Wasser, Alkohol und Zucker. Ein extraktreicher Wein fühlt sich mundfüllend, dicht und schwer an, während ein extraktarmer Wein wässrig-dünn wirken kannsilkes-weinkeller.de. Spät gelesene Weine, edelsüße Tropfen oder im Holz gereifte Rotweine haben oft viel Extrakt und damit kräftigen Körpersilkes-weinkeller.de. Das spürt man z.B., wenn man einen jungen leichten Müller-Thurgau mit einem öligen, goldgelben Auslese-Riesling vergleicht: Letzterer „klebt“ fast am Glas, bildet Kirchenfenster und wirkt am Gaumen nahezu viskos. Körper wird auch durch Alkohol beeinflusst – Alkohol verstärkt das Gefühl von Fülle, Süße und Wärme im Mund. Deshalb schmeckt ein 13,5 %iger Grauburgunder „körperreicher“ als ein 9 %iger Kabinett-Riesling, obwohl letzterer durchaus hohen Extrakt haben kann. In Verkostungsnotizen liest man z.B. „schlanker, leichter Körper“ oder „opulenter, voller Körper mit viel Schmelz“. Schmelz übrigens nennt man ein cremig-weiches, fast öliges Mundgefühl, oft Resultat von Hefelager oder Botrytis (typisch etwa für eine edelsüße Beerenauslese).
- Abgang (Nachhall): Nachdem man den Wein geschluckt oder ausgespuckt hat, bleiben die Aromen im Nachgeschmack noch eine Weile präsent – das ist der Abgang oder Nachhall. Die Länge des Abgangs ist ein wichtiges Qualitätskriterium: Hochwertige Weine hallen oft viele Sekunden, manchmal Minuten nach. Einfachere Weine verschwinden geschmacklich schnell. In der Weinsprache misst man die Abgangslänge manchmal in Caudalies (Sekunden-Einheiten): 1 Caudalie = 1 Sekunde Nachhallsilkes-weinkeller.de. Große Gewächse oder edelsüße Weine können 20–30 Caudalies erreichen, was sehr lang istsilkes-weinkeller.de. Doch es geht nicht nur um Länge, sondern auch um Qualität des Nachhalls: Zeigt sich im Nachgeschmack noch einmal eine schöne Frucht, Mineralität oder Würze? Oder bleibt etwas Störendes wie Bitterkeit (manchmal durch unreifes Tannin oder zu starkes Toasting im Barrique verursacht)? Ein angenehm langer, aromatischer Abgang mit klar definierten Aromen ist ein Zeichen für einen balancierten Wein. Beispielsweise kann ein Mosel-Riesling Spätlese einen langen mineralisch-fruchtigen Nachhall von Aprikose und Schiefer zeigen, während ein einfacher Landwein vielleicht schon nach ein paar Sekunden verflacht.
- Balance: Ein Begriff, der alle Komponenten umfasst, ist die Harmonie bzw. Balance. Ein Wein ist balanciert, wenn kein Element (Säure, Süße, Tannin, Alkohol, Aromatik) unpassend hervorsteht. In einer Verkostung sucht man nach dieser Balance. Ein hervorragender Wein integriert z.B. hohen Alkohol so, dass man nur Wärme spürt, aber keinen brandigen Geschmack. Oder er hat Süße und Säure in perfektem Zusammenspiel, sodass der Wein weder langweilig süß noch anstrengend sauer schmeckt. Balance ist oft auch eine Frage der persönlichen Vorlieben, doch in der Weinbewertung gilt: Je besser die Struktur-Elemente ineinandergreifen, desto höher wird ein Wein eingeschätzt.
Weinfehler: Leider gibt es neben all den schönen Aromen auch mögliche Fehlnoten, die auf Weinfehler hinweisen. Ein häufiger Defekt ist der Korkgeschmack (durch einen kontaminierten Naturkorken ausgelöst, riecht muffig-modrig nach nassem Karton)silkes-weinkeller.de. Andere Weinfehler sind Flüchtige Säure in zu hoher Konzentration (Geruch nach Essig oder Klebstoff)silkes-weinkeller.de, Oxidation (Wein riecht nach Sherry, Nüssen, Farbe – passiert bei zu viel Luftkontakt in der Flasche) oder Brettanomyces-Noten (ein Hefepilz, der animalische/“Pferdestall“-Gerüche verursachen kann). Solche Fehler verderben den Genuss. Ein Weinfreund sollte lernen, diese zu erkennen. Wichtig: Wenn ein Wein einen Fehler hat (etwa korkig ist), hat das nichts mit persönlichem Geschmack zu tun – es handelt sich objektiv um einen Mangel. Zum Glück kommen gravierende Fehler bei modernen Weinen selten vor, und gute Winzer sowie Händler achten darauf, dass nur einwandfreie Flaschen zum Kunden gelangen.
Tipps zum Weintrinken und Genießen
Abschließend noch einige praktische Hinweise, wie man Wein optimal genießt – denn Wissen ist das eine, der sinnliche Genuss das andere:
- Serviertemperatur: Jeder Wein hat ein ideales Temperaturfenster. Allgemein gilt: Weißweine kühler, Rotweine temperierter servieren. Leichte Weißweine (Mosel-Riesling Kabinett z.B.) schmecken bei ca. 8–10 °C am frischesten, kräftige weiße (Barrique-Chardonnay) dürfen 12 °C haben. Leichte Rote (ein junger Spätburgunder) trinkt man bei ca. 14–16 °C, schwere Rotweine (Bordeaux, Barolo) bei 18 °C Zimmertemperatur. Zu warme Weißweine wirken alkoholisch und breit, zu kalte Rotweine erscheinen hart und verschlossen. Also ruhig Weißwein rechtzeitig aus dem Kühlschrank nehmen und Rotwein im Sommer auch mal leicht kühlen. Faustregel: Lieber etwas kühler einschenken, im Glas erwärmt sich Wein schnell.
- Glaswahl: Verwenden Sie tulpenförmige Weingläser, die sich nach oben leicht verjüngen. So können sich die Aromen im Glas sammeln, und man kann gut schwenken, ohne zu viel zu verschütten. Große Rotweine profitieren von bauchigen Gläsern (Bordeaux- oder Burgunderkelch), aromatische Weißweine kommen in etwas kleineren Gläsern zur Geltung. Und ja – das Glas macht einen Unterschied! Ein Riesling aus einem hochwertigen, dünnwandigen Glas zeigt oft viel mehr Nuancen als aus dem Wasserglas.
- Dekantieren und Karaffieren: Junge, tanninreiche Rotweine atmen zu lassen, kann deren Aromatik öffnen und Tannine weicher wirken lassen. Man nennt das Karaffieren – den Wein in eine bauchige Karaffe umfüllen, um ihn mit Sauerstoff in Kontakt zu bringen. 1–2 Stunden vorab karaffiert, zeigen manche Rotweine deutlich mehr Bouquet. Dekantieren im engeren Sinne meint, einen gereiften Wein vorsichtig von seinem Depot (Bodensatz) zu trennen. Ältere Vintage Ports oder gereifte unfiltrierte Rotweine sollten dekantiert werden, damit das Glas frei von Bitterstoffen aus dem Satz bleibt. Beachten Sie: Nicht jeder Wein muss dekantiert werden – frisch-fruchtige Weißweine oder feine gereifte Rieslinge können durch zu viel Luft auch an Duft verlieren. Im Zweifel hilft Erfahrung: Probieren Sie den Wein aus der frisch geöffneten Flasche und entscheiden Sie, ob Luft ihm gut tut.
- Wein und Speisen: Ein Gebiet, das eigene Bücher füllt, aber ein paar klassische Pairing-Weisheiten seien genannt. Grundprinzip: Säure im Wein passt hervorragend zu Fett und Salz im Essen – daher gehen ein saftiger Mosel-Riesling Kabinett und ein cremiger Ziegenkäse oder eine Quiche eine tolle Ehe ein. Süße im Wein mildert Schärfe im Essen – ein feinherber bis lieblich-süßer Riesling ist legendär zu asiatischen Gerichten mit Chiliweinland-mosel.de. Rotwein zu rotem Fleisch, Weißwein zu Fisch – eine alte Regel mit Ausnahmen, aber tendenziell passt ein tanninreicher Rotwein gut zu Steak (Protein puffert Tannin), während ein zarter Fisch durch einen schweren Rotwein erschlagen würde (hier lieber einen feinfruchtigen Elbling oder Weißburgunder). Süßspeisen verlangen mindestens ebenso süßen Wein: zum Dessert also Beerenauslese oder Eiswein – oder man kontrastiert, z.B. edelsüßer Wein zu salzigem Blauschimmelkäse, was oft genial funktioniertweinland-mosel.de. Regional passt oft zu regional: ein deftiger moselländischer Sauerbraten harmoniert z.B. mit einem Spätburgunder der Obermosel, die moseltypische Herringsschiss (Sahne-Heringsfilet mit Pellkartoffeln) überraschend gut mit einer feinherben Spätlese. Wichtig ist letztlich persönlicher Geschmack – erlaubt ist, was mundet.
- Lagerung von Wein: Ein Expertenthema – hier nur kurz: Lagern Sie Weine kühl (10–15 °C), dunkel und bei gleichmäßiger Temperatur, ideal mit etwas Luftfeuchtigkeit. Flaschen mit Korkverschluss liegen flach (damit der Korken feucht bleibt). Viele einfache Weine sind für raschen Konsum gemacht und werden durch langes Lagern nicht besser – aber hochwertige Rieslinge von der Mosel z.B. können mühelos 10–20 Jahre reifen und an Komplexität gewinnen (dabei bildet sich häufig ein sogenanntes Petrol-Aroma aus, das Kenner schätzen). Beobachten Sie die Entwicklung Ihrer Weine über Jahre – das schult den Gaumen und macht Freude.
Zum Abschluss dieses umfassenden Streifzugs durch die Weinwelt – speziell die der Mosel – mögen Sie mit einer Fülle an Fachbegriffen und Zusammenhängen ausgestattet sein. Vom Weinberg (Lage) ins Glas, vom Rebstock bis zum Bukett: Wein verbindet Landwirtschaft, Handwerk, Kultur und Sinnesfreude. Mit dem hier vermittelten Wissen sind Sie gewappnet, Weine besser zu verstehen, gezielter auszuwählen und bewusster zu genießen. Prost – und viel Erfolg auf Ihrem weiteren Weg zum Weinexperten (oder gar darüber hinaus)! hermeswein.deweinland-mosel.de